MC.N

Da ich gerade kein eigenes Auto habe und auf der Suche nach etwas Speziellem bin, bleibt nur der Weg zu den Autovermietungen. SIXT gefällt mir am besten. Gewerbliche Kunden dürfen sich außerdem über faire Konditionen freuen. Übernachten möchte ich dieses Mal in Rhinow. Es gibt dort unweit der ersten Tankstelle ein altes Bahnhofsgebäude, dessen Inneres zu Apartments umgebaut wurde. An sich sehr interessant, nur zeigt sich wieder, dass ich nicht ohne Glühbirnen reisen kann. Mein körpereigenes System nimmt äußere Reize, vor allem Licht, besonders fein und intensiv wahr und wenn die Lichtstimmung grob daneben gehauen ist, möchte ich in der Lage sein, Abhilfe zu schaffen. Deswegen eigene Vintage-Glühbirnen mit verschiedenen Fassungen E27 und E14. Manchmal auch farbige Birnen, je nachdem was der Raum gerade braucht. Genauso empfindlich tickt mein Gehör, weswegen in den Fahrzeugeinstellungen zuerst die Höhen rausgenommen werden. Erst dann kann sich der Musikgenuss einstellen. Und erst dann kann es losgehen.

Im Vorfeld recherchiere ich meistens nur grob für eine Region und präge mir Namen von Gebäuden oder Orten, die sich interessant anhören, für die Zeit des Ausflugs bzw. der Reise ein. Am Ziel angekommen entscheide ich spontan, was mich interessiert und wo ich gerne hin möchte. Ungeplante oder unvorhergesehene Überraschungen sind eigentlich die schönsten. So kam ich nach Görne und dem Schloss, an dessen Eingang mich ein charmanter junger Mann überraschte. Jack Steiner vertritt an diesem Tag die Ausstellung „Uprising“, von der ich erst in diesem Moment erfuhr. Schloss Görne als Kunstoutlet für die Künstler*innen Dawit Abebe, Amina Agueznay, Mary Macken Allen, Ana Barriga, Polina Barskaya, Jack Bidewell, Johnny Briggs, Anne Carey Raines, Mikkel Carl, Gerald Chukwuma, Damien Ding, Michael Dohr, Victor Ehikhamenor, Miranda Forrester, Jeanne Gaigher, Anne Griffiths, Faris Heizer, Januario Jano, Robin Kang, Tae Kim, Ralf Kokke, Joachim Lambrechts, Meghdad Lorpour, Iryna Maksymova, Rita Maikova, Kathryn Maple, Rithika Merchant, Silvio Mildo, Tendai Mupita, Daisy Noble, Eko Nugroho, Nengi Omuku, Christiane Pooley, Brea Saladino Weinreb, Vibeke Slyngstaad und Tom White.

„Wie wurde mir, als ich ins Innere nun der Kirchen trat und die Musik der Himmel herunterstieg und der Gestalten Fülle verschwenderisch aus Wand und Decke quoll, das Herrlichste und Höchste, gegenwärtig, vor den entzückten Sinnen sich bewegte, als ich sie selbst nun sah, die Göttlichen, den Gruß des Engels, die Geburt des Herrn, die heil’ge Mutter, die herabgestiegene Dreifaltigkeit, die leuchtende Verklärung – als ich den Papst drauf sah in seiner Pracht das Hochamt halten und die Völker segnen! O, was ist Goldes, was Juwelen Schein, womit der Erde Könige sich schmücken! Nur er ist mit dem Göttlichen umgeben. Ein wahrhaft Reich der Himmel ist sein Haus, denn nicht von dieser Welt sind diese Formen.“

Friedrich Schiller, Maria Stuart I, 6 (Mortimer)

Dass Kirchen diese Faszination auf Menschen ausüben, liegt vermutlich an ihrer Mächtigkeit, in der sie gebaut wurden. Geistliche Kontrolle war schon immer das Ziel der Kirchen, weswegen die Kirchspitze auch stets alles andere überragen musste. Es wird auf dem Lande kaum eine Kirche geben, deren Spitze unterhalb nächster Gebäude liegt. Das Überragende ist gewollt. Woran sich unterscheiden lässt, ob gerade eine evangelische oder eine katholische Kirche betreten wird? Am ewigen Licht. Das steht oder hängt meistens in der Nähe des Altars. Brennt ein ewiges rotes Licht, befinden wir uns in einer katholischen Kirche.

Wo gelaufen wird, stehen Autos. Unweigerlich fällt der Blick nicht nur auf die Kirche, sondern auch auf die Fahrzeuge links neben ihr. Mein Blick versucht alle zu erkennen. Wer mit einem Wiedererkennungsmerkmal in der Persönlichkeit ausgestattet ist, dem stehen Selbsttests offen, u.a. der Cambridge Car Memory Test, der die Wiedererkennungsfähigkeit von Materie (in dem Fall Autos) testet. Im zweiten Durchlauf und ohne Selbstzweifel im Kopf lag das Testergebnis bei 70 von 72 möglichen. 2021 konnten im Cambridge Face Memory Test (CFMT) im ersten Versuch 91 von 102 möglichen und im Glasgow Face Matching Test (GFMT) 39 von 40 möglichen erzielt werden. Im CFMT waren nur männliche Gesichter Teil des Tests, die teilweise unter widrigen Bedingungen (Bildrauschen etc.) wiedererkannt werden sollten. Der GFMT fragt nach der Unterscheidung von Gesichtern. Gleich oder ungleich? Im aktuellen Jahr 2022 erschien eine sich fortsetzende Studie für den CFMT und GFMT, unter der Fragestellung, ob und wie die Faktoren „Zeit“ und „Covid-19“ auf die Testergebnisse einwirken. Wegen der Vergleichbarkeit blieben die Gesichter identisch. Meine Teilnahme am CFMT am 11. August 2022 ergab 99 von möglichen 102 in unter 15 Minuten. Das Testergebnis im GFMT 36 von 40 in unter 10 Minuten. Im August ging es außerdem Schlag auf Schlag, da noch eine weitere Studie folgte. Was vorher ausschließlich aus männlichen Gesichtern bestand, wurde nunmehr nur mit weiblichen Gesichtern fortgesetzt. Cambridge Female Face Memory Test, CFemFMT. Und auch der andere Test GFMT enthielt neue Gesichter. Am 12. August 2022 ergab die Teilnahme am CFemFMT 97 von 102 möglichen in unter 15 Minuten; die Teilnahme am neuen GFMT 36 von 40 möglichen in unter 10 Minuten.

„Du liegst abends im Bett, dein Körper ist müde aber dein Gehirn kann einfach nicht aufhören, um ein Problem zu kreisen. Selbst Schäfchen zählen bringt da nichts, da dein Gehirn anfängt, sich Baupläne für einen Schafsstall auszudenken und Absatzmärkte für die Wolle erkundet.“

Hummeln im Hirn, YouTube Kanal

Um zum nächsten (Abenteuer)Ort zu gelangen, muss eine Bratpfanne bedient werden. Ich muss innerlich sehr lachen, als ich das Wort höre und die Bratpfanne sehe. Es geht zur INSL. Die Fähre, die zur Überfahrt dient, wird umweltfreundlich angetrieben. „Die INSL ist ein modernes Wirtshaus mit großzügigem Biergarten und naturbelassenem Inselpark sowie ein kreativer Veranstaltungsort auf einer kleinen Insel im Brandenburger Norden. Wir nennen unsere INSL deshalb auch liebevoll Brandenburger Inselgarten. Original Unterseeinsel genannt, liegt die INSL im Untersee bei Kyritz. Sie ist der perfekte Ort für einen schmackhaften Ausflug, ein schönes Sommerfest, kreatives Coworking, vielfältige Kulturabende oder ein fabelhaftes Retreat im Winter. Brandenburger Dolce Vita wird hier groß geschrieben!“

Das Essen ist wirklich gut. Am Tisch halb rechts vor mir sitzen zwei Damen, die sich für sonderbar privilegiert halten. Am Ende zahlt eine von ihnen „mit Karte“. Cheers!

Auf dem Weg nach Gülpe zum Sonnenuntergang begegnen mir drei Störche auf Laternen. Mit etwas Ortskenntnis finde ich zurück zu den zwei Brücken, von dort lässt sich der Sonnenuntergang besonders gut beobachten. Die langen Flussarme beherbergen nicht nur 5-6 Schwäne an diesem Abend, sondern auch Bieber, von denen einer meinen Blick kreuzt. Ein einzelner Bieber hat die Kraft, die menschliche Seele glücklich zu machen. Einfach nur wegen seiner Anwesenheit. Da bewahrheitet sich wieder, dass es nicht darauf ankommt, welchen Status jemand besitzt oder welcher Arbeit er oder sie nachgeht. Es geht um das Wesen und die Persönlichkeit. Ein Mensch oder ein Tier wird für das „Sein“ geliebt, und nicht für irgendeine (soziale) Rolle oder (noch schlimmer) irgendeinen Status.

Im nächsten Moment entdecke ich einen Frosch in der Grütze. Frösche können meine Aufmerksamkeit für Stunden binden, vor allem wenn mehrere an einem Fleck sind. „Wo ist M.?“ „Liegt hinten bei den Fröschen, schon drei Stunden.“

„If you find yourself at a turning point in your life, appeal to the frog symbolism. The frog spirit will help you make the changes and transformations you need within yourself and will also purify your body, mind, and spirit. Understanding the toads and frogs is the key to life’s metamorphosis. Frog symbolism is of profound truth, transformation, and change as this animal goes through various stages of metamorphosis, so the spirit animal pushes us to similar alterations. He helps us connect to our emotions and give us the drive we need to eject negativity from our lives, as this spirit animal cannot co-exist in a toxic environment.“

From stargazing in an official dark zone to an adventure village for strawberries; this is what to do in Brandenburg’s Havelland

Havelland is one of the most beloved areas of Brandenburg and one of the most visited as this is where Potsdam is located. But beyond Brandenburg’s capital with its numerous palaces, expansive Prussian gardens and idyllic Dutch Altstadt, what does Havelland have to offer and why should you spend your time exploring it? The area’s natural beauty inspired works of literature, poetry and art, most notable are the works of Prussian author and poet Theodor Fontane (look up Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland). I love soaking up the area’s nature by cycling along the Havelland Radweg, a bike path that runs alongside the river and eventually leads you to the former training ground of flight pioneer Otto Lilienthal who made his first flight attempts in Stölln. And while Havelland is so beautiful, it’s never hugely crowded and really makes you feel as if you’re a million miles from the city.

Sternenpark Westhavelland

In Germany, there are three exceptional places to stargaze, and the Naturpark Westhavelland (Brandenburg) is just a short train ride from Berlin. It’s a place that is protected by the International Dark Sky Association (IDA) for being a natural place with optimal stargazing conditions. Here, when it’s not cloudy(!), you can see the Milky Way with your bare eyes. Rules for stargazing: There are a few unspoken rules you should keep in mind when visiting one of these dark places, but the main one to remember is don’t use a flashlight or your phone’s light. Make sure you have a light with a red filter. Try to arrive before sunset and set up to avoid the difficulties of navigating in the pitch-black – plus you can often see the planets at dusk. (Quelle: Staycation Collection)

Auf den Punkt gebracht.

Es gibt Nächte im Sternenpark, die sind so wolkenbehangen, dass starker Optimismus nötig ist, um noch an eine sternenklare Nacht zu glauben. Aber weil der Glaube nicht nur Berge versetzen sondern auch Wolken verschieben kann, lässt sich in der Region häufig ein Phänomen beobachten: Plötzlich freier Himmel. Es kann vorher aus Eimern geregnet und in Kaskaden geblitzt haben, ab ca. 23.00 Uhr klart der Himmel auf und ein Stern nach dem anderen wird sichtbar. Je heller der Mond, desto ungeeigneter die Beobachtungslage. Kommt ein Teleskop hinzu, ist es Abwägungssache. Für Mondbeobachtungen eignen sich Mondphasen vom Sichel- bis Halbmond. Der Vollmond hingegen ist ungeeignet.

„I live on Earth at present, and I don’t know what I am. I know that I am not a category. I am not a thing — a noun. I seem to be a verb, an evolutionary process – an integral function of the universe.“

R. Buckminster-Fuller

Astrotreffen in Gülpe haben Tradition und erfreuen sich weitreichender Beliebtheit. Der gesamte Sportplatz wird quasi vermietet. Einige reisen nur für einen Tag und eine Nacht an, andere wiederum schlagen ihre Zelte oder Campingmobile auf und übernachten mehrere Tage in Gülpe. Die meisten Fahrzeuge tragen in dieser Zeit folierte Augen, Taschenlampen rote Filter. Im Kerzenschein erkenne ich so manche Gesichter. Der Zauber liegt in der Einfachheit. Ein Zelt, Fachvorträge, schlichte aber bequeme Sitz- oder Liegemöglichkeiten, ein Grillstand, ein Wagen mit kalten Getränken und Snacks. Freundliche, entspannte Menschen. Mehr braucht es nicht.

So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Teleskope. Ein Highlight unter den Teleskopen ist so groß, dass eine Leiter nötig ist, um zum Okular zu gelangen. Geschützt und eingedeckt ist es mit einer universalen Unterspannung, die sonst nur zum Schutz bzw. zum Eindecken von Dächern eingesetzt wird. Für derart voluminöse Beobachtungsmaschinen gibt es offenbar keine Schutzhüllen oder Cases. „Ach, die Frau aus München, Sie haben doch vorhin schon fotografiert. Wollen Sie hochsteigen?“ „Die Frau aus Berlin möchte gerne hochsteigen, ja.“

Spät in der Nacht geht es zurück, ins warme Bett. Das Kind ist müde, möchte schlafen und alle Eindrücke des Tages mit in seine Träume nehmen. Über die Landstraße fahre ich 50, nicht 70 und auch nicht 100. Wer weiß, welches Tier noch über die Straße möchte. Manchmal entscheidet eine Sekunde über Leben oder Tod.

„Der Traum ist der beste Beweis dafür, dass wir nicht so fest in unsere Haut eingeschlossen sind, wie es scheint.“

Friedrich Hebbel, Tagebücher, 1844

© Buckminster NEUE ZEIT, Alle Rechte vorbehalten; Fotografie, Bildbearbeitung und Bildinszenierung Mika C. Nixdorf © Sound: Supertramp, Take the long way home & Suzi Shelton, The lion sleeps tonight; Newton Teleskop Dobson Skywatcher: Azimutale Dobson Montierung aus Holz, fertig montiert, mit Servomotoren in beiden Achsen; Automatisiertes  Nachführen zu eingestellten Himmelskörpern, TeleVue Okular 100 Ethos 15 mm; Customcase Astroblue Made in Germany (Berlin)
„Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.“
Oscar Wilde
„Wir reisen nicht nur an andere Orte, sondern vor allem reisen wir in andere Verfassungen der eigenen Seele.“
Werner Bergengruen, Badekur des Herzens