Two Of A Kind (Ext.)

Wenn Sie einen Menschen bei sich haben, der Ihre seelische Essenz teilt, können Sie ihn hüten wie ein Juwel oder zum Teufel jagen. Es entspricht dem Prinzip der Dualität, dass immer zwei große Kräfte ineinanderwirken. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Gutes existiert neben Bösem. Menschen finden und verlieren sich. Vergebung und Neuanfang ersetzen Streit und Zerwürfnis. Manchmal dauert es Jahre, bis die Seelen wieder zueinanderfinden. Sobald die Groschen gefallen sind, ist alles wie gehabt.

Potpourri

Aus dem Artikel „Overpowered“: Zwei Aliens, die sich schon ewig kennen, verreisen gemeinsam nach Paris. Das eine Alien ist hochsensibel und hochsensitiv. Der Bus, der dutzende Fahrgäste in die französische Hauptstadt bringen soll, ist gut gefüllt. Die Aliens sitzen mittig und bekommen nach vorne und hinten gerichtet sämtliches Geschehen mit. Am Zentralen Omnibusbahnhof wird der Bus noch eine Weile stehen, bevor er endgültig abfährt. Leise Gedanken: “Die Chipstüte, ich raste aus, wie kann der überhaupt am frühen Morgen schon Chips essen. Muss die so laut lachen? Hat der überhaupt geduscht heute Morgen? Dieses Zischen, wenn der Flaschendeckel den Hals der Flasche verlassen möchte.” Laut durch den ganzen Bus: “Wenn ich der Busfahrer wäre, ich würd’ euch alle rausschmeißen!” Das zweite Alien erschrickt, wird rot, guckt das gestresste andere Alien an – und fängt so sehr an zu lachen, dass das andere Alien erleichtert mitlacht. Beide Aliens können nicht mehr vor Lachen und rutschen auf ihren Sitzen nach unten. “Wir trinken Sekt – mit Tränen in den Augen”. Kontakt zu den anderen? Nein, wir hassen Menschen (nicht ernst gemeint), und wollen auch sonst mit niemandem reden (ernst gemeint)!

Hinweise: (1) Es wird Hochdeutsch gesprochen, nur hier nicht. (2) Sinngleiche Bilder aus dem hauseigenen Portfolio treten ein, wenn ein passendes nicht geschossen wurde.

Lebenstipp: Wenn Sie zu zweit mit anderen in einer gastronomischen Einrichtung Zeit verbringen und Ihr inneres Wohlbefinden von der Umgebungsstimmung in sensibler Weise abhängt, wird es Ihnen grauenhaft vorkommen, wenn das Lokal früher als geplant schließen möchte und die Mitarbeiter, trotz anwesender Gäste, damit beginnen, Stühle auf Tische zu stellen und Flammen von Kerzen zum erliegen zu bringen. Das geht aber so nicht! Von jetzt auf gleich verlernen Sie das Spiel, das Sie gerade noch virtuos gespielt haben. Es wird eine Lösung gebraucht, die geeignet ist, die bereits eingetretene Ungemütlichkeit und Aufbruchstimmung rückgängig zu machen – und zwar schnell. Mindestens 45 bis 60 Minuten Zeit hätten Sie und die anderen Gäste bis zum Ladenschluss theoretisch noch gehabt, das soll auch bleiben. „Ich bin gleich wieder da […]“ Sie verabschieden sich mit Ihrem Mobiltelefon zu den Toiletten, rufen im Lokal an und schlüpfen in die Rolle einer im Bus befindlichen Reiseleiterin. Die Reisegruppe, aus Augsburg nach Berlin kommend, hat eine verdammt lange Reise hinter sich und freut sich tierisch auf die Hauptstadt. „Wie lange wir noch brauchen? Gute Frage, ca. 30 Minuten. […] Ach, das ist ja großartig!! Danke!“

„Na die kann was erleben!“

Ereignisort: Das beschauliche Salzkotten in Nordrhein-Westfalen. Das Berliner Alien kommt zu Besuch und lässt sich vom Salzkottener Alien erzählen, was seine Mitschüler/innen in letzter Zeit alles verbockt und verbrochen, oder welche doofen, nervigen Ansichten sie vertreten haben. Eine Mitschülerin, die mit dem Salzkottener Alien ganz gut befreundet war, fiel durch ihr Verhalten besonders negativ auf. „Ruf doch an und lad‘ sie zum Frühstück ein“ (gemacht). Auf das Frühstück bereiten sich die Aliens folgendermaßen vor: Schwarze Kleidung, dunkle Nylonsocken als Strumpfmasken, die schönste Axt, die sie in der Garage nebenan finden konnten, eine lediglich angelehnte Haustür zum Einfamilienhaus, ansonsten Totenstille im Haus. „Hallo? Hans-Georg? (Name geändert), guten Morgen, ich bin da und hab‘ frische Brötchen mitgebracht. Schön, denken die Aliens, und kommen aus dem oberen Stockwerk mit lautem Gepolter die Treppe runtergerannt. Die Mitschülerin geht tütenwerfend im schrillen, markerschütternden Schrei auf beiden Knien zu Boden; die Brötchen, die gerade noch angewärmt in der Bäckerstüte lagen, verabschiedeten sich in alle erdenklichen Himmelsrichtungen.

Gut gemacht oder zu weit gegangen (?), fragten sich die Aliens, die die halb zu Tode erschreckte Mitschülerin beruhigten und mit etwas schlechtem Gewissen vom Fußboden aufsammelten.

„Wir können dann jetzt in Ruhe frühstücken […] oder?“

„Gleich bestrafen“

In seiner eigenen Schulzeit hatte das Berliner Alien derweil allerhand zu tun, Mitschüler/innen, die kein Benehmen zeigten, in ihrem Verhalten zu korrigieren und eigene Regeln aufzustellen: Du sollst niemanden ärgern, du sollst niemanden mobben. Wer dagegen verstößt, wird sofort bestraft. In der Klasse gab es eine Kandidatin (Nicole T.), die die Regel erst dann verstehen wollte, als sie mehrere Meter auf dem Bauch über den Flur schlittern musste. In der Pause stieß Nicole T. die Federmappe einer Mitschülerin absichtlich vom Tisch, alle darin befindlichen Utensilien fielen raus und lagen verstreut auf dem Boden. Wer hat’s gesehen? Ja, das Alien. Am Blick erkennt Nicole T., dass ab jetzt nicht mehr gut Kirschen essen ist. Nicole rennt weg. Das Alien rennt hinterher. Beide rennen durch die halbe Schule, Nicole geht allmählich die Puste aus. Am Ende wird sie wieder in den Flur abbiegen, aus dem sie gekommen ist. Das Alien ist nun so nah dran, dass es seiner Mitschülerin problemlos ein Bein stellen kann. Nicole T. geht zu Fall und schlittert noch mehrere Meter auf dem Bauch liegend über den Boden. „Mach das nie wieder!“ Die Lehrerin sieht alles mit an und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Tadel? Nö!

"Es war ein Ort, an dem deine Stellung keine Bedeutung hatte, ein Ort, an dem keine Regeln galten."
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„Regenwurm!“

MC.N: An der Oberstufe ging es nicht anders zu, einzelne Mitschüler wurden von Jungs und Mädchen gemobbt, teilweise massiv. Unter den Betroffenen war Kerstin S., die ich, als sie neu in unsere Klasse kam, wegen ihres unkonventionellen Wesens in mein Herz schloss. Wie Kerstin sich gefühlt haben muss, ließ sich Schriftproben entnehmen. Einmal stand auf den Tisch das Wort „Bitch“ geschrieben. Während der Klassenfahrt deponierten dumme blonde und dunkelhaarige Mädchen selbstgeschriebene Zettel mit Lästereien über Kerstin S., so platziert, dass sie sie auch sicher finden würde. Zeit für Gegenschläge! „Guck dich an, du siehst aus wie der Steinbeißer aus dem Film Die Unendliche Geschichte“. Neben einem dummen blonden Mädchen war einmal im Biologieunterricht ein Sitzplatz frei. Sieht nach einer Gelegenheit für mich aus, also gönnte ich mir demonstrativ den Platz neben dem dummen blonden Mädchen. Und als wären meine Gebete erhört worden „Frau Niemann, nennen Sie ein Wirbeltier“ – (Zeit vergeht) Frau Niemann wusste aber kein Wirbeltier. Na, noch etwas schmoren lassen, auch wenn der Lehrer Dr. R. ungeduldig wird. Blicke sagen viel. Erst als es für das dumme blonde Mädchen unerträglich wurde, kam von links die rettende Antwort, im leisen Flüsterton, denn auf das dumme blonde Mädchen musste die Antwort wie der letzte Strohhalm wirken. „Regenwurm“ – (im Raum bleibt die Zeit einen Moment lang stehen). Bei dieser Antwort musste sich selbst der Lehrer mit seiner Hand am Tisch festhalten. Das dumme blonde Mädchen ist zum Gespött der gesamten Klasse geworden.

V o l l z o g e n.

„Mein Arbeitszimmer glitzert immer noch!“

Weil Lehrer keine Verantwortung für das beschriebene Phänomen übernehmen wollten, wurde 2 Jahre lang rebelliert. „Wir laufen gemeinsam zum Schwimmunterricht, niemand fährt mit der Straßenbahn“. Alle machen dasselbe, außer zwei nicht. „Wir fahren erst recht mit der Straßenbahn. Und Ketchup vom Imbiss brauchen wir (Taschentuch, Nasenbluten), damit wir nicht schwimmen müssen“. Am nächsten Tag in der Schule wurden mindestens zwei Schüler ausgerufen und ins Sekretariat bestellt. Uns egal. „Wer hat seine Arbeit mit Olivia Fingernageldreck unterschrieben?“. Mir egal. Die Witzfigur, die sich Lehrer schimpfte, sammelte in seinem Unterricht selbstgestaltete Arbeiten ein, die meisten waren in der Form eines Posters angelegt. Ein einzelnes Poster stach mit einer Ladung Glitzer hervor, das seine Wirkung und Schönheit erst beim Öffnen und Ausrollen entfalten konnte „Mein Arbeitszimmer glitzert immer noch!“ (Witzfigur, sichtlich errötet und erregt). Uns egal. Wandertag? S-Bahn fahren? „Wir steigen vorne ein und hinten heimlich wieder aus“ – „Auf Nimmerwiedersehen, Waggon voller Trottel“. Am nächsten Tag: „Habt ihr ’n Schaden, oder was?“ (Lehrer wieder errötet und erregt). Nö! – Uns egal. Das Abitur bestehen wir so oder so.

V o l l z o g e n.

„Die arroganten Spießer hier“

Weil das mit den Strumpfmasken im nordrhein-westfälischen Salzkotten so gut geklappt hat, wiederholen die Aliens ihre Erscheinung im nicht minder beschaulichen Ostseebad Binz, in dem sie Urlaub machten. In der Drogerie fallen ihnen halbdurchsichtige Damenstrümpfe auf, beide Aliens sind getriggert und grinsen einander. „Heute Abend?“ „Aber stilecht mit einem Messer, nur ganz kurz“ „Wir fragen die Leute, wie spät es ist und dann bedanken wir uns herzlich für ihre Auskunft.“

„Ok!“

Wir, die käsaerische Heimsuchung für Menschen, die über ihre Mitmenschen hergezogen, hergefallen und gestolpert sind, und die dafür einen stattlichen Preis bezahlt haben, denn der Käse hat beispielhaft in diesem zum Himmel stinkenden Einzelhandelsgeschäft für ordentlich Durchluft gesorgt. Andere würden sagen, das wäre Selbstjustiz. Wir aber nennen es das dringend notwendige Prinzip negativer Reziprozität.

Miniatur Ansprache

Stehen Sie einhundertprozentig zu sich und Ihrem Wesen. Sollten Sie ungewohnte Facetten davon zeigen oder zum Ausdruck bringen wollen, tun Sie es. Ohne Scham und ohne Reue. Mit der Zeit wird es sich gut und sicher anfühlen. Wenn Sie auf Unverständnis oder Ablehnung stoßen, machen Sie keinen Schritt zurück sondern die nächsten Schritte vorwärts. Kommt bei Ihnen das Gefühl auf, unbequem für Ihr Umfeld werden, können Sie sich entspannt zurücklehnen, denn Sie sind auf dem richtigen Weg. Überraschen Sie Ihre Umgebung mit einer Offenbarung, die Sie lieber totgeschwiegen hätten. Präsentieren Sie sich etwas selbsthumorig und nehmen Sie Ihre Existenz nicht immer ernst. Machen Sie Tábula rása, wenn Ihnen etwas in Ihrem Leben missfällt. Gehen Sie weniger Kompromisse ein und sortieren Sie faule Eier aus Ihrem Kosmos. Sprechen Sie mit Ihrem inneren Kind und erwecken Sie es gegebenenfalls zu neuem Leben. Wenn Sie die einzige Person am See sein sollten, die mit Flossen und einem Schnorchel ins Wasser gehen möchte, genießen Sie es. Verschenken Sie Pechkekse, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Informieren Sie sich über alternative Einkaufsquellen, beispielsweise JVA Shops. Unterstützen Sie Häftlinge mit Ihrer Bestellung. Informieren Sie sich auch über Werkstätten für behinderte oder benachteiligte Menschen. Gehen Sie eine Kooperation ein oder beziehen Sie ein gebrauchtes Fahrrad von dort. Falls Sie renovieren und Ihre Wände neu streichen (lassen) wollen, finden Sie die dafür nötige Dienstleistung auf den Internetseiten der Werkstätten. Erfreuen Sie sich jeden Tag an Ihrem Wesen, Ihrem Innersten und Ihrer Lebendigkeit. Falls Sie sich unlebendig fühlen, ändern Sie Ihre Gewohnheiten und machen Sie in Ihrer Routine mindestens zwei Sachen anders. Wenn Sie demnächst einen Liebesbrief schreiben wollten, tun Sie es. [sic!]

© Buckminster NEUE ZEIT, Fotos und Archivmaterial Mika C. Nixdorf, Tonspuren und sprachliche Restauration (soweit möglich) Chris Kling, Titelsongs Christine and the Queens & Beginner