Kommentar

Tradierte Vorstellungen und Beziehungsmodelle sagen: 1 Partner fürs Leben, heiraten, Einfamilienhaus (oder große Wohnung), 1 Bett für Zwei (Zuhause und auf Reisen) und alles mit diesem einen Menschen teilen. Klappt es mit dem Partner nicht, wird die Trennung oder Scheidung arrangiert, weitergesucht und das tradierte Modell entsprechend der breiten Masse der Gesellschaft wiederholt. Man darf sich einen Tropf der Co-Abhängigkeit vorstellen, an dem beide Partner angeschlossen sind, und von dem sie Zeit ihres Lebens zehren. Das nennt sich dann „romantische Liebe“. Auf Englisch würde man sagen „It’s a complete nightmare“. Und erst wenn das letzte Stück Privat- und Intimsphäre aufgeweicht und genommen ist, sprechen die Partner von erfolgreicher Ehe und Nähe. Was es aber in Wirklichkeit ist: Verlorene Lebenszeit und der Verlust von Lebensqualität. Die Vorstellung, fast täglich »vier Wände« und das Bett mit jemandem zu teilen, meist über Jahre, ist der Inbegriff eines Alptraums. Ich verliere den Kontakt zu mir selbst, das macht mich aggressiv. Wer ein impulsiver Mensch ist und mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht hinterm Berg hält, wird in kürzester Zeit die Befreiung seiner selbst anstreben und auch durchsetzen. Und wer als Paar meint, zwei eigene Zimmer innerhalb der Wohnung für Abstand zwischen den Partnern würden genügen, belügt sich selbst. Denn der andere ist trotzdem »da«, was zu spüren ist. Tiefpunkte einer Partnerschaft sind erreicht, wenn es keine individuelle Intimsphäre mehr gibt, zum Beispiel im Badezimmer. Oder wenn gutes Benehmen verlorengeht. Da wird „Google“ angeworfen und gefragt, ob es OK sei, wenn der oder die Partner (plötzlich) anfangen, hemmungslos Geräusche voreinander abzusondern, in einer engen Beziehung würde schließlich alles geteilt und akzeptiert. Diese Menschen sind dermaßen verloren, verlorener geht es kaum noch. Nicht nur ist die Selbst- und Fremdachtung außer Kraft gesetzt, auch der Anspruch an mich selbst existiert nicht mehr. Nach Jahren des intensiven Zusammenlebens haben viele Paare entweder wenig bis gar keinen Sex mehr, oder nur Sex nach Stechuhr oder Wochentagen (immer Sonntags, weil das Wochenende so „schön“ war, was im Primitivranking gleich hinter „Versöhnungssex“ folgt). Noch schlimmer wiegt: Viele haben gar keinen Orgasmus. Um dieses Hamsterrad verlassen zu können bzw. erst gar nicht einzusteigen, bedarf es dem Blick für alternative Beziehungsmodelle. Getrennte Wohnungen oder getrennte Häuser, getrennte Betten. Und um konsequent und ehrlich zu sein: Getrennte Hotelzimmer. Für die breite Masse indoktrinierter Beziehungspartner absurd – für anspruchsvolle und langfristig »glückliche« Beziehungsmenschen (im intensiven Kontakt mit sich selbst) völlig natürlich.

„The way love is being lived is changing.“

„Couples are choosing commitment – but not to share it under the same roof. […] It developed very slowely, actually it was about three months before he gave me a real kiss. […] We don’t have to live together and it became this „aha“-thing that we can just keep on living like this apart – living apart together.“

„You can get too much of a good thing – you really can – and even a good thing is too much.“

„Some might question the commitment of couples who are not together all the time, because it’s not what society has taught us. […] We’ve been raised and shaped in this archetype saying this is wrong, this is not normal, this is dangerous to the relationship, but I think what we’re seeing is that the reality of humans and how we are may not fit that model. What we need to do is step back from this indoctrination of the way we think things »should« look. They shouldn’t look any way!“

Videolink

© Buckminster NEUE ZEIT, MC.N