Carillon

In unserer Seele vibriert der Drang, Neues zu entdecken. Oder Altes neu zu entdecken. Kann eine Stadt wie Berlin für ihre Bewohner noch überraschend sein? Ja. Eine dieser Überraschungen ragt an der John-Foster-Dulles-Allee empor und heißt Carillon. Ein Turmglockenspiel, das auf sonderbare Weise die Seele seiner Zuhörer wärmt. Carillon besteht aus mindestens 23 Bronzeglocken und wird automatisch oder von Hand gespielt.

Haben Sie Carillon jemals gehört? Falls nicht, könnten Sie hingehen, Ihren Rücken lässig an das Bauwerk lehnen und die Augen schließen. Für gewöhnlich spielt der Carillonneur Jeffrey Bossin das überragende Instrument in 42 Metern Höhe. Jetzt, außerhalb der Saison, kommt es auf die Automatik an, die täglich um 12:00 Uhr und um 18:00 Uhr aktiv sein soll. Während der Konzertsaison sahen wir den Berliner Carillonneur Jeffrey mit einem Stapel Programmblätter an seinen Arbeitsplatz kommen. Ein einzelnes Blatt hing standesgemäß am Fuße des Turms aus. Alle anderen hat er seinem Publikum übergeben. Wer das Internetangebot von Carillon Concerts Berlin besucht, wird meinen, in den 90ern zu sein. So pragmatisch ist die Gestalt.

„Das Instrument entwickelte sich im Mittelalter im Gebiet des heutigen Belgien und der Niederlande. Die Carillonneure spielten vor und nach den Gottesdiensten und zu den Festlichkeiten des Jahres. Im 17. Jahrhundert stellten die Gebrüder Hemony in den Niederlanden die ersten genau gestimmten Carillons her, darunter fünf für die Stadt Amsterdam. Anfang des 18. Jahrhunderts stiftete Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, je ein Carillon für die Berliner Parochial- und die Potsdamer Garnisonkirche. Sie wurden regelmäßig gespielt bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.“

© Buckminster NEUE ZEIT, Fotos, Video und Text: Alle Rechte vorbehalten; Carillon MP3 via Diensteanbieter http://www.carillon-berlin.de/