Ambivert (Aktualisiert IV.), Blue Moon Version

Ambivertiertheit, Ambiversion oder auch Ambivalenz (mit Tendenzen zur Omnivertiertheit, eng. ambivert and omnivert) ist zunächst einmal der Grüne Tee im Cocktailglas als Long Island Variante, mit zwei Schüssen Coca Cola und etwas pulvrigem Metamizol, einer freischwimmenden Zitrone, auf der eine flambierte Praline sitzt, die zur Crème brûlée wurde, durchstochen von einer legendären DDR-Cocktailpalme, die am vegan-vegetarischen Zuckersalzrand entlangzirkelt – das alles hocherhitzt und on the rocks. Menschen auf einer Skala von 1 bis 10 so schüchtern* wie die 9, die, nachdem sie ihre Rolle rückwärts machte, zur 6 mutiert – der Anzahl Unternehmen und Projekte, die der intro- und extravertierte Mensch gleichzeitig lenkt. Bei diesen Personen ist die Angst vor dem Telefonieren regelmäßig enorm groß, sodass sie drei Festnetztelefone, zwei Mobiltelefone und ein Tablet dafür verwenden. Menschen, die am glücklichsten sind, wenn sie am entlegenen See in Schweden in einem Holzhaus sitzend auf den Kamin starren und die Wolldecke bis zur Nasenspitze hochziehen können. Die aber im nächsten Moment viele Stunden im Gebirge wandern und zum Abend hin ein illustres Fest mit hundert anderen zelebrieren möchten. Mit gutem Essen, geschmackvoll ausgesuchten Weinen und vielleicht einer Zigarette, gleichwohl sie Nichtraucher sind. Menschen, die in sich ruhen und keiner Fliege was zu Leide tun können, und bei denen die Reizschwelle derart niedrig sitzt, dass es anhand der Umstände vulkanartig aus ihnen herausbrechen und ihr eben noch friedvolles Wesen zum erzürnten, verbalen Henker werden lassen kann.

„Sometimes social, sometimes solitary,
always a chamaeleon“

Was introvertierte und extravertierte menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen bedeuten, wird hier nicht extra aufgeführt. Bücher und Internet sind voll mit Informationen darüber. *Fehlgeleitet ist die Vorstellung dass Schüchternheit mit Introvertiertheit gleichzusetzen wäre oder umgekehrt: ein zur Introversion neigender Mensch ist nicht per se schüchtern. Mindestens genauso falsch ist die Annahme, hochsensible Menschen seien schnell verletzte, verängstigte, in sich gekehrte Sozialkatastrophen, die nichts bewegt bekommen. Vielleicht doch kurz eine Definition: Introversion (Introspektion einbezogen) heißt, der Mensch stimuliert sich am Innenleben. Er sucht wenig Aufmerksamkeit, meidet Menschenansammlungen, entzieht sich äußeren Reizen, lädt sein Energielevel durch Zurückgezogenheit auf, ist nachdenklich und reflektiert, provoziert kein Anecken, keine Kämpfe oder Konfrontationen, schafft Idylle für sich und andere, erforscht die Sinnhaftigkeit des Lebens, meidet Telefone und Small Talk, da beides ihn Kraft kostet und jeder Anruf ihm Angst einjagt. Dieser Mensch schlüpft in die Rolle des reservierten Beobachters, spricht in privaten oder geschäftlichen Kreisen erst, wenn er sich sicher fühlt. Fühlt er sich unwohl oder unsicher, spricht er gar nicht und geht oder er spricht nur abgehackt und wendet sich schnell einem Tier, einer Blume oder den Flammen des Feuers zu, je nachdem, was gerade verfügbar ist. Extraversion hingegen stimuliert sich am Nachaußengewandtsein. Der Lebensstil und die Quelle der Lebensfreude ändern sich. Dieser Mensch prescht aus seiner Introversion hervor und präsentiert sich offen, gesellig und gesprächig, auch Small Talks stören dann nicht, wobei stets die Menge das Gift macht. Zu viele Small Talks können schnell ins Gegenteil umschlagen, was zur Abschirmung führt. Er fliegt in andere Länder oder Städte, feiert am Plaça Rosa seinen Geburtstag, mit Menschen, die er erst in diesem Moment kennenlernt. Der extravertierte Mensch ist dann vielleicht auch der einzige, der im Hotel eine Wasserbombe macht, aus Tradition und weil es ihm Freude bereitet. Am nächsten Morgen, in der Markthalle, drängt er sich dicht an dicht durch die Menschenmenge, kauft Wein, Brot und Schinken. Das Gedränge und die körperliche Nähe stören ihn nicht, denn sein Modus ist jetzt ein anderer. Er hat so viel Energie, dass er die halbe Welt anrufen könnte. Sein Sprechen und Denken ist beschleunigt, beides funktioniert schneller und präziser als in Phasen der Introversion.

„Es gibt niemanden, der vollkommen introvertiert oder extrovertiert ist. Ein solcher Mensch wäre im Irrenhaus“, sagte Jung (Philosoph, der auch über Synchronizität sprach, als »zeitnah aufeinander folgende Ereignisse, die nicht über eine Kausalbeziehung verknüpft sind, vom Beobachter jedoch als sinnhaft verbunden erlebt werden«).

Jung hat Recht, mit dem, was er sagt. Intro- und Extraversion sind zwei gegenteilige Pole, die Ambiversion, auf die ich aufmerksam machen möchte, liegt und changiert genau zwischen diesen Polen. Ambiversion ist ein Hybrid. Sie bedient und bedient sich alle(r) Facetten. Wobei sie dies eher gelassen und kohärent tut. Die Verstärkung bzw. das Extrem dieser Balance zwischen den Polen, mit deutlich schnelleren, inkohärent wirkenden Verhaltenswechseln oder harten Brüchen im Verhalten, ist die Omnivertiertheit (im Englischen „omnivert“). Um die Unterschiede zwischen Introversion, Extraversion, Ambiversion und Omnivertiertheit verstehen und einordnen zu können, zeichne ich anhand von Beobachtungen, Recherchen und eigener Konstitution folgende Analyse: Eine ausgewogene Anzahl Menschen ist entweder überwiegend introvertiert oder überwiegend extravertiert (veranlagt), dementsprechend ist ihre Gesamtpräsentation (spürbar konstant) dem Spektrum der Introvertiertheit oder dem Spektrum der Extravertiertheit zugeordnet, wobei diese Menschen sich zeitweise und unregelmäßig in das Metier des jeweils gegenüberliegenden Spektrums bewegen und von dort Verhaltensweisen adaptieren können, manchmal sogar Extreme (Omnivertiertheit). Was für die Lebenswirklichkeit von Menschen ja auch Sinn ergibt. Im Großen und Ganzen werden diese Menschen aber als »eher introvertiert« oder »eher extravertiert« wahrgenommen. Die Ambiversion, um die es heute geht, sitzt mittig zwischen diesen beiden Polen und bewegt sich regelmäßig, häufig auch situativ, aber gelassen sowohl durch das Spektrum der Intro- als auch durch das Spektrum der Extraversion. Ambiversion schöpft aus beiden Spektren Kraft, Lebensfreude, Erfolg und Stimulation. Als intuitive Zahl in den Raum geworfen werden 90% aller spektralen Möglichkeiten aus der Intro-und Extraversion für das eigene (ambivalente, ambivertierte) Leben aktiviert und gelebt. Mit einer selbstverständlichen Natürlichkeit, die auf Mitmenschen kohärent wirkt. Es passiert allerdings, und da ist der Übergang in die Extreme (omnivert) fließend, dass Dritte auf die Idee kommen, es bei Ambivertierten (teilw. mit omnivertierten Qualitäten) mit unterschiedlichen Personen zu tun zu haben. Reden wir über denselben Menschen oder über zwei verschiedene Menschen? Das Spektrum der Omnivertiertheit erstreckt sich nach meinem Verständnis über die vollen 100% der Skala an intro- und extravertierten Verhaltensmöglichkeiten; sie deckt 90% der ambivalenten Merkmale ab, provoziert jedoch schnellere, härtere Brüche im Verhalten; Omnivertiertheit setzt sich über diesen 90%-Sockel hinweg und bindet auch die verbliebenen 10% Spielraum, also die Extreme intro- und extravertierter Verhaltensweisen. Interessant sind auffällige Unterschiede in der Eigen- und Fremdwahrnehmung. Behauptet der ambivertierte (manchmal omnivertierte) Mensch beispielsweise über sich selbst, er sei zurückhaltend, nachdenklich und gesprächsängstlich, zweifeln Dritte an seiner Darstellung, da sie ihn vielleicht nur gegensätzlich kennengelernt haben, nämlich selbstbewusst, organisatorisch und überaus kommunikativ. Das führt zu Missverständnissen und Irritationen.

Ambiversion ist aber ein Erfolgsmerkmal. Warum das so ist, wird aus dem Englischen übersetzt:

It’s all about balance!

Ambivertierte erzielen eine höhere Verkaufsproduktivität als Extravertierte oder Introvertierte. Da sie sich von Natur aus auf ein flexibles Muster von Reden und Zuhören einlassen, sind Ambivertreter in der Lage, genügend Durchsetzungsvermögen und Enthusiasmus zu zeigen, um zu überzeugen und einen Verkauf abzuschließen, aber sie neigen eher dazu, den Interessen der Kunden zuzuhören und sind weniger anfällig dafür, zu aufgeregt oder übermütig zu erscheinen.

Ambivertierte sind flexibler. Sie bevorzugen nicht wirklich eine Funktionsweise gegenüber der anderen. Mateo Sol beschrieb Ambivertierte als „die neutralen Hippies der Mitte“, die sich in Situationen, in denen sich der Introvertierte am wohlsten fühlt und der Extravertierte sich amüsiert, gleichermaßen wohl fühlen. Mateo Sol ist ein spiritueller Lehrer, Ratgeber, Unternehmer und Mitbegründer einer der einflussreichsten und meistgelesenen spirituellen Websites im Internet (Lonerwolf)

Ambivertreter sind emotional stabiler. Extravertierte lassen sich nicht so leicht von äußeren Faktoren beeinflussen, während Introvertierte überempfindlich sind. Ambivertierte bieten ein gutes Gleichgewicht zwischen beiden und werden von dem berühmten Psychologen Hans Eysenck, der 1947 den Begriff „Ambivert“ prägte, als stabiles „Normal“ bezeichnet.

Ambivertierte sind intuitiv. Das ist eine Eigenschaft, die ihnen im Leben und im Beruf zugute kommt. Wie der Journalist Daniel K. Pink schrieb, wissen Ambivertreter, „wann sie sich zu Wort melden und wann sie den Mund halten, wann sie kontrollieren und wann sie reagieren, wann sie drängen und wann sie sich zurückhalten“.

Sie sind einflussreicher. In Verkaufsexperimenten erzielten ambivalente Menschen einen durchschnittlichen Stundenumsatz von 155 $ – 24 % mehr als extravertierte Menschen. Menschen am äußersten Ende der Introvertiert-Extravertiert-Skala hatten die schlechtesten Umsätze, während diejenigen in der Mitte mit 208 Dollar pro Stunde die höchsten erzielten.

Ambivertierte im Berufsleben

„Arbeiten Sie lieber im Team oder selbstständig?“ Mit anderen Worten: Sie sollten wissen, ob Sie lieber mehr Zeit mit anderen Menschen verbringen (extravertiert) oder ob Sie lieber allein sein möchten (introvertiert). Die Besonderheiten der dritten Kategorie von Menschen, den Ambivertierten, werden selten diskutiert. Ambivertierte haben sowohl introvertierte als auch extravertierte Tendenzen in ihrer Persönlichkeit. Es hängt von der Situation ab, ob sie in Settings mit großen Gruppen von Menschen aufblühen oder ihr Potenzial lieber allein entfalten.“

Geeignete Berufe für Extravertierte: Projektmanager, PR, Marketing und Vertrieb, Kundendienst, Personalwesen, Veranstaltungsplaner und -manager, Mediator, Therapeut, Schauspieler/Schauspielerin, Restaurantleiter, Redner, Musiker, Richter (als Grenzgänger), Staatsanwalt, Rechtsanwalt, Finanzberater, Koch, Ausbilder, Sekretär, Büroleiter, Arzt, Krankenschwester, Lehrer, Reiseleiter, Flugbegleiter, Friseur/Kosmetiker, Künstler (es gelten auch alle weiblichen Formen).

Geeignete Berufe für Introvertierte: Wissenschaftler, Ingenieure, Forscher, Computerspezialisten, Systemadministratoren, Künstler, Schriftsteller, Buchhalter, Grafikdesigner, Videospieldesigner, Fachleute für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, Bäcker, Berufe in der Landwirtschaft und im Gartenbau, Wirtschaftsanalytiker, Berufe in der Tierpflege (es gelten auch alle weiblichen Formen).

Geeigneter Beruf für Ambivertreter: Da Ambivertierte sowohl die Eigenschaften von Introvertierten als auch von Extravertierten in sich vereinen, können sie eine Vielzahl von Berufen ausüben — von solchen, die Teamarbeit erfordern, bis hin zu solchen, die analytisches Denken und Kreativität verlangen. Ambivertierte können gleichermaßen gut allein oder in einer Gruppe arbeiten. Es hängt von anderen Faktoren ab, welcher Ansatz für sie besser geeignet ist. Ambivertierte fühlen sich in sozialen Situationen (z.B. bei Networking-Veranstaltungen) nicht unwohl, aber sie langweilen sich oder fühlen sich müde, wenn sie zu lange unter Menschen sind. Ambivertreter müssen nicht immer die Initiative ergreifen und die Parade anführen, aber zu viel Ausfallzeit macht Sie demotiviert und sogar depressiv. Wenn es darum geht, anderen Menschen zu vertrauen, sind sie häufig misstrauisch, während sie sich ein anderes Mal sofort darauf einlassen, ohne die Vor- und Nachteile abzuwägen. Der Sprung von einem Teil der extravertierten/introvertierten Skala zum anderen macht Ambivertierte flexibler als ihre Mitmenschen.

Ambivertierte können in einer Vielzahl von Bereichen sehr erfolgreich sein, z.B. im Verkauf, in der Führung und bei Verhandlungen. Der Psychologieprofessor Adam Grant von der University of Pennsylvania untersuchte den „Ambivert Advantage“. In seinen Untersuchungen stellte er fest, dass Ambivertierte am Arbeitsplatz äußerst produktiv und effektiv sein können, da sie sowohl über introvertierte als auch über extravertierte Eigenschaften verfügen.

1.) Der nachfolgende Test erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit bzw. wissenschaftlich belegte Erkenntnisse. Er dient die nicht-tiefen, intuitiven und spielerischen Erforschung der eigenen Persönlichkeit. Vgl. Jung’s Typology, Big 5, Myers Briggs, Socionics oder Enneagramm:

Myers Briggs Test: https://www.16personalities.com/de

2.) Test für schwierige Persönlichkeiten:

IDRlabs: https://www.idrlabs.com/de/schwierige-personlichkeiten/test.php

Claus Fussek, Marcii Moto
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David Bowie at the Carlyle, 1983 (Sothebys)
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